
Germanistik der siebziger Jahre : zwischen Innovation und Ideologie
Silvio Vietta, Dirk Kemper, Hrsg.
Vom 5. bis 7. November 1998 fand an der Universität Hildesheim ein Symposium zum Thema „Germanistik der siebziger Jahre - Wissenschaftsgeschichte und kritische Bilanz" statt.
Es handelte sich um die erste größere wissenschaftliche Tagung zu einer Epoche der Wissenschaftsgeschichte der Germanistik, die ansonsten wenig aufgearbeitet ist. Das ist aus zwei Gründen bemerkenswert.
Zum einen bestimmen die in den siebziger Jahren getroffenen Strukturentscheidungen bis heute die Situation des Faches in den Schulen und Universitäten; zum anderen hatte gerade die Germanistik der Siebziger immer wieder die historische Aufarbeitung der eigenen Fachgeschichte eingefordert und diese für die Wissenschaftsgeschichte im Dritten Reich auch geleistet.
Die Aufarbeitung der jüngeren Fachgeschichte ist aber auch von Interesse, weil sich im Spiegel der Fachgeschichte der Germanistik der siebziger Jahren - und damit ist generell die Reformepoche nach 1968 gemeint - auch fachübergreifende Problemzusammenhänge in der damaligen BRD und DDR verdeutlichen lassen. In vieler Hinsicht ist die Krisensituation der Germanistik der siebziger Jahre symptomatisch für die kulturgeschichtlichen Umbrüche in jener Zeit.
Ziel der Tagung war die Analyse von Wissenschaftsdiskursen und deren Rahmenbedingungen, jedoch ausdrücklich nicht eine Personali- sierung im Hinblick auf einzelne Vertreter des Faches. Dabei markiert der Untertitel des vorliegenden Bandes, „Zwischen Innovation und Ideologie", das Spektrum der Einschätzungen der Reformära nach 1968 im Rahmen des Symposiums. Der Band gibt die Referate der Tagung wieder und räumt bewußt der offenen und kontroversen Diskussion breiten Raum ein. Da dieser Diskurs noch unabgeschlossen und offensichtlich kontrovers ist, haben die Herausgeber auf eine synthetisierende Einleitung zu diesem Band verzichtet.
Unser besonderer Dank für die finanzielle Unterstützung und damit Ermöglichung des Symposiums gilt der Fritz Thyssen Stiftung sowie der Universitätsgesellschaft Hildesheim.
Silvio Vietta, Dirk Kemper